Die passende Jahreszahlen zu 120 historischen Ereignissen merkte sich Johannes Mallow aus Magdeburg und stellte damit einen Weltrekord auf. Hier erläutert er, wie auch Sie sich ganz leicht Geschichtsdaten merken können.
Ende Mai. Irgendwann im 15.Jahrhundert. Ein gewöhnlicher Marktplatz im Frankreich des Mittelalters. Eine junge Frau in Männerkleidung tritt ihrem Schicksal entgegen. In der Mitte des Platzes türmen sich Äste und Reisig auf. Hexenverbrennungen waren zum damaligen Zeitpunkt ein probates Mittel um Ketzern den Garaus zu machen. In der Luft lag noch immer der Teergeruch des Vortages. Teeren und federn war damals eine herkömmliche Methode der Bestrafung. Schaulustige hatten sich versammelt, wie sie es heute bei einem Fußballspiel oder Rockkonzert tun. Einige in den ersten Reihen brachten sogar ihre selbstgeflochtenen Matten aus Grashalmen mit, um sich die Wartezeit im Vorfeld auf dem Boden sitzend etwas angenehmer zu gestalten.
Für uns in Mitteleuropa ist solch ein grausames Prozedere wohl kaum vorstellbar und Sie stellen sich sicher die Frage: Was nutzt mir das jetzt beim Lernen von Geschichtsdaten? Nun kann es langweilig und trocken sein, sich Geschichtsdaten zu merken. Füllt man sie jedoch mit geistigen Bildern und Emotionen, so wird aus jedem geschichtlichen Ereignis eine lebhafte Szene, die unser Gehirn nicht so schnell vergisst wie vielleicht die nackten Zahlen, die wir in der Schule auswendig lernen mussten. Mit dieser Erkenntnis habe ich Ihnen bereits einen wichtigen Teil einer sehr effektiven Technik zum Erlernen von Geschichtsdaten vermittelt: Stellen Sie sich ein Ereignis immer möglichst bildlich vor!
Sagen wir nun unsere Hexe wurde 1431 hingerichtet, so erhalten wir das Ereignis:
1431 wichtige historische Hexenverbrennung auf einem französischen Markplatz
Schritt 1: Stellen Sie sich das Ereignis möglichst bildlich vor! Dies haben sie bereits mit der
oben stehenden Geschichte gemacht. Vielleicht spüren Sie sogar die Wärme des Feuers und
haben den Lärm der Menschenmengen im Ohr.
In Schritt 2 teilen wir nun diese 4-stellige Jahreszahl in zwei Blöcke auf und erhalten so eine
14 und eine 31.
An dieser Stelle ist es wichtig, dass sie sich bereits den Abschnitt zum Mastersystem durchgelesen haben. Dort wurde bereits ausführlich erklärt, dass sich Gedächtnissportler in Wirklichkeit keine Zahlen merken, sondern diese vorher in Bilder umwandeln. Dies erfolgt unter Zuhilfenahme des Mastersystems.
Somit ergeben sich für unsere beiden zweistelligen Zahlen folgende Begriffe:
14 = „Teer“
31 = „Matte“
Wir haben insgesamt nun also drei Bausteine: Das Ereignis und die beiden Begriffe. Diese müssen nun im Schritt 3 zu einer anschaulichen Geschichte verbunden werden.
Hexenverbrennung – Teer – Matte
Haben Sie es schon erkannt? Da war von Teergeruch die Rede und Schaulustige, die sich ihre eigenen Matten mitbrachten. Versuchen Sie sich beim Vorstellen der Geschichte besonders auf die drei wichtigen Begriffe konzentrieren und schon haben Sie dieses Ereignis im Kopf. Vielleicht haben Sie sogar den Geruch des Teers in der Nase? In diesem Fall habe ich versucht die Begriffe möglichst elegant und geschickt in die Szenerie einzubauen. Dies ist jedoch gar nicht von großer Bedeutung. Vielmehr geht es darum, die Bilder zu verbinden.Dabei können auch vollkommen surreale Geschichten entstehen und die gute Nachricht ist: Diese eignen sich zum Merken noch viel besser!
Lassen Sie uns dazu noch ein weiteres Beispiel machen:
1284 Gründung der Universität in Cambridge
1. Versuchen Sie sich das Ereignis bildlich vorzustellen. Stellen Sie sich vielleicht einen alten britischen Professor vor der vor einem Universitätsgebäude steht und zur Gründung ein Band durchschneidet. Dies könnte symbolisch für das oben stehende Ereignis stehen.
2. Visualisieren Sie die Jahreszahl mit Hilfe Ihres Zahlensystems. Um einfache Wörter zu finden, teilen wir die Jahreszahl dazu in zwei Blöcke:
12 = Tanne
84 = Fähre
3. Assoziationen: Wir haben nun also das Bild vom dänischen Professor der das Band durchschneidet, sowie die Tanne und eine Fähre. Diese drei Bilder müssen nun mit Hilfe einer kleinen Geschichte miteinander verbunden werden – es wird also eine künstliche
Verknüpfung hergestellt.
Folgende Geschichte könnte entstehen: Ein alter britischer Professor schneidet das Band vor der neu gegründeten Universität in Cambridge durch und freut sich darüber so sehr, dass er ganz aufgeregt auf eine Tanne klettert und von dort oben auf eine gerade vorbeifahrende Fähre springt, um dann anzufangen wie wild zu rudern. Möglicherweise war das die Entstehung der legendären Ruderduelle mit Oxford.
Wie Sie sehen, sind alle wichtigen Begriffe in die Geschichte eingebaut und sogar einen zusätzlichen Hinweis auf Cambridge haben wir durch das Rudern mit eingebaut.
Seien Sie also möglichst kreativ beim Erdenken der Geschichten und stellen Sie sich alles vor dem geistigen Auge vor! Ob es der Wirklichkeit entspricht ist dabei völlig egal!
Zum Abschluss verrate ich Ihnen noch den Namen unserer armen Hexe: „Johanna von Orleans“! Mit nicht einmal 20 Jahren wurde sie als Ketzerin hingerichtet, eben an jenem Tag im Mai des Jahres 1431.
Ihr Johannes Mallow